In Memoriam Masterplan – Reprise auf eine vergebene Chance.
Letztes Jahr wurde Ruck-Zuck noch schnell der Masterplan veröffentlicht, und noch Ruck-Zucker von den Gemeindebürgern abgelehnt. Die konzeptlose Verbauung des alten Sportplatzareals blieb uns somit erstmals erspart, wenngleich in der letzten regulären Gemeinderatssitzung vor der Neuwahl ein noch konzeptloseres neues Sportzentrum mit einer ‘satten’ Mehrheit von 17 zu 16 Stimmen durchgedrückt wurde.
Ich möchte den Masterplan noch einmal Revue passieren lassen, auch wenn er in dieser Form abgelehnt wurde. Wir sollten uns in Erinnerung rufen, wie mit den Stimmen der Gemeindebürger umgegangen wurde, um für die Zukunft gewappnet zu sein.
Helmut Hofmann
Die akribische Auseinandersetzung mit dem Masterplan teile ich. Auf die Mängel dieses Elaborates – die letzte Fassung stammt übrigens vom Dezember 2018 und ist nicht mehr als Entwurf bezeichnet – haben zahlreiche Stimmen aus der Bevölkerung bereits vor der Befragung hingewiesen. Die Schludrigkeit der Sprache findet sich auch in der Letztfassung und lässt auf die inhaltliche Seriosität der Aussagen schließen. Meiner Meinung nach muss ein Ortsentwicklungskonzept zwar nicht „wissenschaftlich“ sein, wohl aber systemisch umfassend, allgemein verständlich und vor allem aufrichtig. Das heißt: wenn es so etwas wie ein Beteiligungsverfahren gegeben hat, dann sollten Ablehnungen, aber auch Ideen und Vorschläge aus der Bevölkerung zumindest in Fußnoten an geeigneter Stelle ausgeführt und ihre Nichtberücksichtigung nachvollziehbar begründet werden. Davon ist der Masterplan weit entfernt. Vor allem beschränkt er die Untersuchung der Verkehrsfolgen auf das Konzeptgebiet, ohne die neuralgischen Punkte im Gemeindegebiet miteinzubeziehen und geht auf die generellen Folgen eines ungebremsten Wachstums der Bevölkerung überhaupt nicht ein.
Ich stimme darin überein, dass dieser Masterplan als Instrument der Ortsplanung untauglich ist. Darüber hinaus aber ist er für die Zukunft des Ortes gefährlich, weil er damit einen ganz wesentlichen, in den „Ateliers“ hochgekommenen Gedanken, die Neuordnung des Areals als letzte Chance für die Bildung eines attraktiven Ortszentrums der gesamten Gemeinde zu nutzen, für ein Konzept missbraucht hat, das auf das genaue Gegenteil eines solchen Ortskerns abzielt.
Versuche, die Grundlagen für ein alle Ortsteile verbindenden Zentrums nicht endgültig zu zerstören, haben bei den im Gemeinderat vertretenen politischen Parteien mit einer Ausnahme wenig Verständnis gefunden. Der Spitzenkandidat der Partei, für die Sie werben, hat auf die Frage nach einer Alternative zum Masterplan erklärt, die müssten diejenigen finden, deren Konzept von der Bevölkerung abgelehnt wurde. Das kommt mir ziemlich billig vor, wird aber verständlich, wenn man weiß, dass genau das, wogegen die SPÖ heute so vehement auftritt, ihrer alleinverantwortlichen Gemeindeführung seit den Neunzigerjahren geschuldet ist. Sie hat die Absiedelung des alten Sportplatzes (gegen den Widerstand vor allem der damaligen FPÖ) betrieben, sie ist der ÖVP, als diese für ein gebremstes Wachstum eingetreten ist, entschieden entgegengetreten, sie hat mit Großbauten die ländliche Struktur des Ortes zerstört, ohne die Bevölkerung nach Alternativen zu befragen, sie hat – glücklicherweise gegen den erfolgreichen Widerstand der Bevölkerung – auch mit unfairen Tricks – versucht, den Ort mehr und mehr zuzubetonieren. Heute kämpft sie mit ihrem Eintreten für das Gegenteil all dessen um die Wiedererlangung jener Glaubwürdigkeit, derer es bedarf, wenn man bei Wahlen reüssieren will.
Deshalb meine ich, jede Partei, die Anspruch auf die Führung der Gemeinde erhebt, sollte auf die entscheidenden Fragen eine Antwort ohne Wenn und Aber geben, nach der man sich in der Wahlzelle richten kann. Zu einer solchen Antwort gehört auch die Frage, ob der Sportplatz ab- und in der Au neuangesiedelt werden sollte, ob der alte Bauhof mit Wohnungen v erbaut werden soll oder ob zuerst gemeinsam mit der Bevölkerung ein Rahmen für ein Ortszentrum erarbeitet werden soll, das sich im Vertrauen auf ein entsprechendes Ortsentwicklungskonzept im Laufe der nächsten Jahrzehnte real entwickeln könnte. In der Frage, WIE das vor sich gehen sollte, stimme ich Ihnen 100%ig zu.
PS. Ihre Kritik am Listenführer der Bürgerliste hinsichtlich des Rettungswagens kann ich nicht nachvollziehen. Natürlich ist der first responder-Gedanke kostengünstiger und gegen einen Erste-Hilfe-Kurs für alle mit entsprechender „Auffrischung“ nichts einzuwenden. Ein stationärer Rettungswagen ist aber nicht nur eine Erleichterung von Krankentransporten. Im 21. Jahrhundert sollte man wissen, dass es Vorfälle (insb. Infarkte) gibt, bei denen alleine Spitäler über lebensrettende Einrichtungen verfügen und diese innerhalb kurzer Zeit – dabei zählt tatsächlich jede Minute – erreicht werden müssen. Nicht immer stehen dafür Hubschrauber zur Verfügung und ein „privater“ PKW-Transport kann, von Staus bis mangelnden Funkverbindungen, mehr Schaden als Nutzen anrichten. Zu Beginn haben Kostenrechner auch die Anbringung von Defibrillatoren als unnötigen Luxus abgetan. Wenn der Rettungswagen auch nur für einen unserer etwa 8000 Bewohner Lebensrettung bedeutet, hat er sich gelohnt. Oder sind Sie da anderer Meinung?
PPS. Ja, Kögl ist Landwirt. Und ja, „bourgeois“ oder „Bürger“ ist bei manchen negativ konnotiert. Konsequenterweise müssten Sie aber, wenn die den Begriff „Bürgerliste solcherart in Frage stellen, auch den des „Bürgermeisters“ und den des wahlberechtigten Gemeindebürgers in Frage stellen. Ich gehe nicht so weit, sie alle als „Fehlbegriffe“ zu denunzieren. Lassen wir die Kirche im „Dorf“ und geben wir dem Bürger die Liste, von der er vermeint, dass sie seine Interessen vertritt. Ohne nach Klassenkampf schmeckende Gegensätze zwischen Landwirten, Bürgern und sonstigen Personengruppen abzurufen. Das Klima ist doch vergiftet genug, oder?
Ihr
Helmut Hofmann
behling
Lieber Herr Hofmann, ich habe weder dem hier stationierten Krankenwagen die Sinnhaftigkeit abgesprochen, noch dem Listenführer der Bürgerliste den Grundsatz seines Antrittes strittig gemacht. Hier bitte aufmerksam verfolgen, was ich sage, da mir gerade der Notfall am Herzen liegt. Und wie mit dem Sportplatz alt bzw. neu umgegangen werden soll, dazu habe ich ganz klar Stellung bezogen.
Ansonsten bin ich sehr wohl der Meinung, aus der Geschichte zu lernen, um es in der Zukunft besser machen zu können. Die 90er-Jahre habe ich als 14-24-Jähriger verbracht. Mir ist zwar bewusst, dass damals die Zeichen anders standen, ich trete allerdings jetzt erstmalig an und vertrete nun mal nach bestem Wissen und Gewissen den aktuellen Willen der Gemeindebevölkerung. Dass ich es nicht jedem recht machen kann und werde ist mir ebenso klar. Ich kann lediglich mit ehrlichem Willen versuchen, großteils das umzusetzen, was die Mehrheit möchte.
Helmut Hofmann
Lieber Herr Behling,
Glaubwürdigkeit steht bei mir in der Politik an oberster Stelle. Es ist wohltuend zu lesen, zu sehen oder zu hören, dass Ihre und meine Ansichten, die von vielen Ortsbewohnern grosso modo geteilt werden, in zahlreichen, die Verbauung des Areals rund um den alten Sportplatz betreffenden Belanngen übereinstimmen. Es freut mich auch, dass Sie dem Rettungswagen doch einen anderen Stellenwert beimessen, als ich nach dem Abhören Ihres Videos zu vernehmen geglaubt habe. Nun ja, ich zitiere sinngemäß den längst verstorbenen Ex-Kommunisten Ernst Fischer, der im Zusammenhang mit den Ereignissen des Jahres 1956 und der Absage an die KPÖ gemeint hat, in seinem Alter leide man eben an gewissen Sinnesstörungen (womit er Wahnvorstellungen gemeint hatte). Er war damals jünger als ich heute bin, daher kann es leicht sein, dass meine altersbedingt eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit Ihre Relativierung der dem Rettungswagen durchaus zugestandenen Sinnhaftigkeit zu einer Fehlinterpretation geführt hat. Vielleicht habe ich auch zu viel Shakespeare’schen Julius Cäsar gelesen, in dem derAnton ja auch immer die Ehrenhaftigkeit des Brutus beteuert hatte.
Dass Sie als politischer Newcomer nicht nur an Ihren Worten gemessen werden, wird Sie nicht überraschen. Das müssen alle, egal welcher Farbe, über sich ergehen lassen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich grundsätzlich farbenblind (im übertragenen Sinn) bin, aber auch über ein nicht so übles , auf ein passables Archiv gestütztes Gedächtnis verfüge Dieses erinnert mich mitunter daran, dass der derzeitige Obmann der Partei, für die Sie laut Video (im Wege einer Vorzugstimme für Sie) werben, am 20.08.2007 angesichts einer Bürgerinitiative auf der Kreuzung Grasweg-Flurgasse, von mir darauf angesprochen, mitteilte, was er von Bürgerbeteiligung halte: nichts. Umso mehr freue ich mich, in Ihnen einen Verfechter des Partizipationsgedankens vermuten zu dürfen, von dem ich mir gerne erwarte, dass ein konstruktiver Anstoß aus der Bevölkerung zur Entwicklung eines neuen Ortskersn endlich auch die Unterstützung der von Ihnen als politische Heimat erwählten Partei erhalten wird.
Denken wir positiv und versuchen wir, es nicht anders, sondern besser zu machen!
Helmut Hofmann